Vegane Materialien, worauf muss du achten, wenn du vegan malen willst.

Vegane Materialien – Welche Farbtöne sind aus Tier?

Ich richte mich bei der Definition von Veganismus nach der Vegan Society.

Zunächst eine gute Nachricht: Es gibt viele, viele Produkte, die sowieso schon vegan hergestellt werden und viele Alternativen. Einige Pigmente solltest du allerdings vermeiden, bzw. bei denen du beim Hersteller noch einmal die Inhaltsstoffe checken solltest, um auch wirklich vegane Materialien zu erhalten.

Organische Pigmente werden nicht per se aus Lebewesen gewonnen, sondern auch aus z.B. Pflanzen und Erzen. Darüber hinaus gibt es anorganische, synthetische Pigmente.

Schwarztöne/Brauntöne Pigment PBk9

Als ich bei verschiedenen Herstellern auf der Homepage nach Hinweisen zu veganen Produkten nachgesehen habe, ist mir aufgefallen, dass es vor allem bei den Schwarztönen immer wieder zu Ausnahmen kommt. So sind insbesondere die Töne Elfenbeinschwarz, Knochenschwarz bzw. Beinschwarz und Hornschwarz als explizit nicht vegan aufgelistet. Dies kommt daher, dass die Töne aus verbrannten Rinder- bzw. Tierknochen hergestellt werden. In der Übersicht von Schmincke zu veganen Materialien sieht man das sehr gut.

Alternativen gibt es aber auch: Die Schmincke Norma Blue Ölfarben (wassermischbar) sind außen klar erkennbar mit „vegan“ gekennzeichnet. Sowohl die Tuben „Siena gebrannt“ als auch „Umbra gebrannt“ und „Mineralschwarz“ sind also kein Problem. Sicherlich werdet ihr da auch bei anderen Herstellern fündig.

Auch Töne wie Paynsgrau, Siena oder andere Brauntöne können Knochenbestandteile enthalten. Auch in manchen Zeichenkohlen, können Knochen verarbeitet sein,

„Echtes“ Purpur

Mittlerweile gibt es Möglichkeiten, violette bzw. rote Farbtöne nachzubilden. Steht jedoch „echtes Purpur“ auf der Farbe ist davon auszugehen, dass es aus der Purpurschnecke gewonnen wurde. Auf der Seite von Kremer Pigmente wird angegeben, dass für 1 g Purpurpigment 10.000 Schnecken verwendet werden. Dies schlägt sich natürlich außerdem in einem saftigen Preis wieder.

Karmin

Karmin kann aus der Cochenille – der weiblichen Schildlaus gewonnen werden. Bei meiner Recherche soll dieses „echte“ Karmin allerdings eine schlechte Lichtechtheit besitzen, was es als Künstlerfarbe eher disqualifiziert. Royal Talens schreibt auf der Homepage des Unternehmens, dass mittlerweile ein stabiles, synthetisches Pigment genutzt wird (Quelle). Da das Pigment aber weiterhin oft in Kosmetika, insbesondere Lippenstiften und auch in der Textilindustrie verwendet wird, ist es dennoch eine Erwähnung wert.

Sepia

Sepia wird aus dem Tintenbeutel von Tintenfischen (Sepien) gewonnen und wird vor allem in der Nahrungsmittelindustrie verwendet. Auch hier gibt es mittlerweile synthetische Pigmente. Dennoch würde ich hier noch einmal genauer hinschauen. Insbesondere bei Zeichentuschen kann zwar das Pigment vegan sein, das Endprodukt aber nicht, insbesondere wenn Schellack verwendet wird.

Schellack

Der Naturharz, der von der Lackschildlaus produziert wird, findet eine breite Anwendung in Lacken, Polituren, in der Nahrungsmittelindustrie und auch bei z.B. Nagellacken. Im Kunstbereich vor allem in Zeichentusche, aber auch bei z.B. Fixativen.

Das Harz wird auf folgendem Weg gewonnen: Die Laus sticht die Rinde eines Baumes auf und saugt den Pflanzensaft heraus. Bei der Ausscheidung bleibt dann die lackähnliche Masse übrig. Aus dieser Masse baut die weibliche Laus einen Kokon, in dem sie sich und die Eier einbaut. Sobald die Larven geschlüpft sind, wühlen sie sich wieder frei. Die weibliche Laus bleibt zurück und stirbt. Die mit der lackähnlichen Masse überzogenen Äste werden abgeschlagen und das Harz gewonnen.

Honig

Wird sowohl in Aquarellfarben (oft hochwertige Farben) als auch in z.B. Wachsfirnissen verwendet.

Ei

Eigelb wird in Eitempera Farben als Bindemittel verwendet (wer hätte es gedacht) und Eiweiß findet unter anderem in Gouache Farben Anwendung. Auch hier solltest du genau hinschauen.

Kasein

Kasein ist ein Bindemittel aus Milchprotein. Wenn Kasein aufgeführt ist, ist das Produkt nicht vegan.

Ochsengalle

Ochsengalle ist eine Verdauungsflüssigen von Rindern. Es wird in manchen Aquarellfarben zugesetzt. Darüber hinaus wird es als Malmittel eingesetzt. Es hat eine entfettende Eigenschafte und verzögert die Trocknung der Aquarellfarben.

Hasenleim

Der Name ist auch hier Programm. Der Leim wird aus Kaninchenkollagen gewonnen und hat die Eigenschafte, Leinwände trommeldick zu versteifen. Als Alternativen können andere stoffversteifende Mittel genutzt werden – auch wenn diese nicht den gleichen Effekt haben sollen.

Pinsel

Viele Künstler schwören auf Tierhaarpinsel. Sie können aus z.B. Marderhaaren oder Schweine- und Rinderborsten bestehen. Hier ist es sehr einfach, die Synthetikvariante zu wählen, der leichte Performance-Nachteil kann dann verschmerzt werden.

Wer eine vegane Lebensweise führt, der interessiert sich meistens auch dafür, ob Produkte an Tieren getestet werden.

Die REACH-Verordnung regelt, dass eine potenzielle Toxizität der Chemikalien ermittelt werden muss. Dies dient zum Schutz von Mensch und Umwelt. Auf der anderen Seite sollen eventuell benötigte Tierversuche auf ein Minimum beschränkt und kontrolliert durchgeführt werden. Die Ergebnisse können so transparent untereinander ausgetauscht werden.

Dies führt dazu, dass die Hersteller der Kunstmaterialien selbst keine Tierversuche durchführen müssen. Vorlieferanten, die chemische Stoffe herstellen oder importieren, sind jedoch verpflichtet sicherzustellen, dass die Verwendung der Stoffe sicher ist. Dies kann zu Tierversuchen führen.

Hier ein Ausschnitt aus der REACH- Verordnung, sowie der Link zur Verordnung

Es ist jedem selbst überlassen, wo er die Linie zieht. Dieser Artikel soll hier niemandem etwas vorschreiben, er soll lediglich informieren und denen, die auf der Suche sind, eine Hilfe bieten. Darüber hinaus fand ich die Erkenntnisse auch so einfach sehr interessant.

Ich persönlich lebe nicht vegan, bin aber dabei, meinen Konsum insgesamt bewusster und nachhaltiger zu gestalten. Wir können außerdem beobachten, dass immer mehr Menschen eine vegane Lebensweise wichtig ist, weshalb wir über die von uns verwendeten Produkte Bescheid wissen sollten. So können wir auf die Frage, ob wir vegane Materialien verwenden, auch eine Aussage treffen.

Auf viele der oben genannten Produkte kann ich gut verzichten. Da ich jedoch am liebsten mit Öl male, würde mir der Verzicht auf die Pigmente der Siena-Erdtöne ehrlicherweise sehr zu schaffen machen, aber glücklicherweise habe ich ja -zumindest im wasserlöslichen Bereich- schon eine Alternative zu Hause.

Im Übrigen sind vegane Materialien hier nicht mit „gesunden“ oder „nachhaltigen“ Produkten gleichzusetzen. Auch organische Pigmente wie z.B. Antimon, das als Erz in der Natur (und als Pigment in z.B. Neapelgelb) vorkommt, ist ein giftiges Schwermetall. Wir müssen mit Künstlerfarben – insbesondere Öl- und Acrylfarben – immer verantwortlich umgehen. Das bedingt regelmäßiges Lüften, Hände waschen und wenn nötig auch Handschuhe tragen.

Jetzt bist du dran, wo ziehst du die Linie? Versuchst du auf vegane Materialien zu achten, oder war das neu für dich. Lass es mich in den Kommentaren wissen.

Ich hoffe der Beitrag hat dir gefallen und du konntest etwas neues Lernen. Folg mir gerne auch unter @pinselpower auf Instragram oder Tiktok.

Hier habe ich auch noch einen Artikel über günstige Kunstmaterialien vorbereitet. und hier gibt es noch einen Artikel falls du wissen willst, welche Materialien du für den Start in dein neues Hobby brauchst.

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1 Kommentar zu „Vegane Materialien – Welche Farbtöne sind aus Tier?“

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