Zwei Männer jagen einer Gestalt in dunklen Gassen nach, auf der Suche nach einer verschwundenen Frau die von allen anderen bereits aufgeben wurde. Für Robert Hanfeld und sein Freund Hansen scheint der entscheidende Hinweis zum Greifen nah, doch ahnen beide noch nicht was für tödliche Überraschungen die Nacht für sie bereithält…
Wer mich kennt weiß, dass ich bei einer Mischung aus Thriller und Mystery niemals nein sagen kann! Schon im Vorfeld habe ich Eriks Instagram Account gestalked, um ja keine Neuigkeiten zu verpassen und jetzt ist sie endlich da: „DIE ROTE NACHT“. Und ich darf sie rezensieren.
Also lehn dich zurück und folge mir in die Sigrud-Brand Villa, aber sei vorsichtig: Sie wird sich als tödliche Falle entpuppen!
*Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung. Alle Rechte an Bildern, Charakteren und Inhalten der „ROTEN NACHT liegen beim Autor“*
Mein Exemplar der roten Nacht ist noch eine Vorabversion. Wenn du auf Eriks Seite klickst, siehst du die finale Fassung. Für mich ist diese bereits wunderschön. Das Papier ist hochwertig die Druckqualität gut. Ein weiterer Pluspunkt ist das Hardcover. Bei der gewaltigen Seitenanzahl hätte ich sonst direkt beim Lesen den Rücken knicken müssen. „DIE ROTE NACHT“ ist eine abgeschlossene Geschichte.
Worum geht es?
Robert Hanfeld glaubt fest daran, dass die verschwundene Marla Bernstein noch lebt. Die Suche verschlägt ihn schließlich zu einer abgelegenen Villa, in der er gemeinsam mit den Verdächtigen ums Überleben kämpfen muss.
//Ab hier kann die Rezension Spuren von Spoilern enthalten, ich werde aber weitestgehend darauf verzichten und die Rezension so allgemein wie möglich halten.//
Wir werden zu Beginn, wie in einem Actionfilm, mitten in eine Verfolgungsjagd geworfen. Robert verfolgt gemeinsam mit Hansen eine seltsame Gestalt mit einer merkwürdig roten Nase. Auf unserer Jagd durch die Gassen begegnen uns immer mehr dieser Gestalten, die wir später als das Volk der Corlemen identifizieren.
Robert und Hansen können den Verfolgten in die Ecke drängen, doch dieser will seine Informationen nicht so einfach preisgeben. Die Situation endet in einer Messerstecherei (Spoiler) in deren Verlauf Hansen, der Bruder Marlas, stirbt. Robert ist nun auf sich allein gestellt. Bevor auch der Corleme stirbt, gibt er uns einen entscheidenden Hinweis: Robert muss auf der Stelle zur Sigrud-Brand Villa aufbrechen.
Relativ schnell verlagert sich die Geschichte in das große Anwesen „der Gräfin“. Der Wechsel erfolgt jedoch nicht ohne das ein oder andere Highlight. In der Villa angekommen lernen wir auch zügig die weiteren Charaktere kennen. Die Story nimmt an Fahrt auf und Robert taumelt in eine handfeste Verschwörung, als es dann noch ein gnadenloser Killer auf die Gesellschaft abgesehen hat, steuert die Geschichte auf einen blutigen Showdown zu.
Charaktere
Zügig bekommen wir ein genaueres Bild von dem Mann, an dessen Seite wir durch die Geschichte geführt werden. Robert Hanfeld, ein Mann der es von Berufswegen (Mitglied der Schattendivision, eine Art Geheimdienst?) gewohnt ist effizient auszuteilen und Leute zu verhören. Er ist fest entschlossen Marla zu finden. Den Corlemen steht er durchaus skeptisch gegenüber.
Es fällt nicht schwer Robert das typische Badass-Image eines Hollywood Actionstars zuzurechnen. Solchen Charakteren stehe ich grundsätzlich skeptisch gegenüber, da sie oft flach und übertrieben dargestellt werden, sodass kein Raum für eine richtige Charakterentwicklung gegeben ist. Hier wurde ich positiv überrascht. Erik schafft es den Charakter aufzubauen und auch seine Vergangenheit an die Besucher der Villa zu knüpfen. Mit regelmäßigen Nasenbrechern erdet Erik den Charakter immer wieder und sorgt für zusätzliche Schmunzler.
Auch alle anderen Charaktere, die wir im Laufe der Geschichte treffen, unterscheiden sich klar voneinander. Erik bedient sich hier verschiedener Klischees. Dies ist an dieser Stelle auch völlig in Ordnung, da es so zu unterhaltsamen Reibungen kommt. Darüber hinaus unterstreichen sie die Glaubwürdigkeit Roberts und heben die Charaktere auf eine vergleichbare Flughöhe.
Während Robert die Gäste der Gräfin verhört, werden sehr schnell die einzelnen Charaktere erkennbar. Das ist clever gemacht, denn im Anschluss kann die Geschichte schnell in Fahrt kommen ohne, dass sich der Leser noch mit den Charakteren identifizieren muss.
Setting, Erscheinungsbild und Storyboard
Schon auf den ersten Seiten sind Eriks Erfahrungen mit Storyboards erkennbar. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl die Geschichte nicht zu lesen, sondern zu „schauen“. Interessante Blickwinkel und gezielt eingesetzte Soundblasen wirken in vielen Abschnitten schon für sich alleine.
In der Parallelwelt, in der wir uns befinden, ist die Nacht buchstäblich rot gefärbt. Panels die nicht draußen, sondern in den Räumen der Villa spielen, sind in einem grau-blau gehalten. Erik nutzt diese Kombination bewusst und schafft es so eine düstere, vorahnungsschwere Atmosphäre zu kreieren. Als Kontrastfarbe wird rot auch in der Villa eingesetzt, beispielsweise bei der Darstellung von Blutlachen. Dieser Kalt-Warm bzw. Hell-Dunkel Kontrast eignet sich hervorragend, um wirkungsvolle Effekte zu erzielen.
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Eriks Geschichte ist von vorne bis hinten durchgeplant. Kein Panel ist verschenkt und jedes dient einem Zweck. Dies erlaubt Erik in Panels ohne Text enorm viel Atmosphäre und „Filmfeeling“ aufzubauen.
In einer Szene schleicht sich unser Killer außen an die Villa an, während drinnen diskutiert wird. Erik schafft es beides parallel auf der Seite miteinander zu verbinden, ohne, dass der Leser durcheinander kommt. Man hat dabei das Gefühl man würde im Hintergrund weiter der Unterhaltung in der Villa zuhören, während sich die tödliche Gefahr an die Villa heranpirscht.
Zeichenstil
Eriks Stil ist unverkennbar. Er variiert an den richtigen Stellen zwischen gröberen und detaillierteren Strichen.
Für die Charaktere wählt er passende Körperhaltungen und schafft es über die Mimik immer die passende Emotion zu transportieren. Die passende Kleiderwahl unterstreicht zudem den Charakter der Figuren. So trägt die werte Gräfin von Steinberg selbstverständlich ein vornehmes Kleid mit opulenter Perlenkette und Robert einen langen Mantel. Klar, wer liebt es nicht coole Mäntel an coolen Typen zu zeichnen?
Die Schattierungen und der Einsatz von Licht sind glaubwürdig und schaffen es in Verbindung mit der limitierten Farbpalette eine tolle Atmosphäre aufzubauen.
Gesellschaftskritik „Der Corlemen-Konflikt“
Das Volk der Corlemen existiert am Rande der Gesellschaft und wird von der restlichen Bevölkerung nicht akzeptiert. Gut zu erkennen sind „die Bunten“ an ihren roten Nasen. Die empfindliche Haut der Corlemen zwingt sie in der Nacht zu arbeiten. Dies verdeutlicht ihre „Andersartigkeit“, in den Augen der anderen umso mehr.
Leider ist Rassismus ein Thema das noch nicht vergangenen Zeiten angehört und solange das so ist, ist es wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen. Ich finde es mutig, dass Erik dieses Thema angeht und mir gefällt, dass es zum Nachdenken anregt, aber der erhobene Zeigefinger nicht die Geschichte ruiniert. Ein Drahtseilakt den Erik, meiner Meinung nach gut gemeistert hat.
„DIE ROTE NACHT“ Mein Senf
Ich kam aufgrund der Zeichnungen und der düsteren Atmosphäre und blieb wegen der packenden Geschichte. Ich wurde rundum gut unterhalten. Die Story zog mich binnen Sekunden in ihren Bann und die Plottwists gefallen mir extrem gut.
Die Doppelbedeutung des Titels „DIE ROTE NACHT“ und die Türen, die sich zum Beginn öffnen und am Ende schließen sind kleine Details die zeigen, wie liebevoll und umfassend sich Erik um sein Werk gekümmert hat.
Ich persönlich hätte mich am liebsten weitere 300 Seiten in dieser Welt aufgehalten. Hier und da hätte ich gerne noch mehr Details über die Charaktere und die Welt an sich erfahren. Es erscheint, als hätte alles einen Hintergrund und eine Geschichte, und ich durfte nur einen Bruchteil davon kennenlernen. Hätte Erik die Geschichte weiter ausgebaut, hätte sie viel Ihrer Schnelligkeit eingebüßt. Dennoch hätte ich zum Beispiel gerne gewusst, was zum Teufel zwischen Corso und Robert in Saalbruck damals vorgefallen ist, oder wie genau die Schatten aufgebaut sind.
Zeichnerisch gefällt mir „DIE ROTE NACHT“ schon sehr gut. In manchen Actionszenen abstrahiert er die Bewegungen der Figuren. Wenn ich ihm hier einen Tipp geben müsste, wäre es wohl der, hier dennoch ein bisschen mehr Fokus auf die Anatomie / die Proportionen zu legen. Das Werk wirkt im Gesamten bereits sehr erwachsen, sodass ich das als passender empfinden würde.
Insgesamt kann ich nur sagen: Was hat Erik da für ein Brett abgeliefert? Wenn das ein Debüt ist, weiß ich nicht worauf ich mich in Zukunft gefasst machen soll. Er hat meinen ganzen Respekt für diese Leistung. Ich hoffe wir werden in Zukunft noch mehr von ihm lesen. Und nein: ich bekomme immer noch kein Geld für diese Rezension, ich bin ehrlich begeistert.
Fazit
Absolute Kaufempfehlung für Leser die auf atmosphärische und actiongeladenen Mystery-Geschichten stehen, die zeichnerisch toll umgesetzt wurden. Hier und da kommt es zu blutigen Szenen, das sollte nicht unerwähnt bleiben.
Wer also noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, ist hier bestens beraten. Wenn ihr schnell seit, schafft ihr es noch ein Buch der ersten limitierten Auflage zu ergattern, sie enthält neben einer persönlichen Widmung auch ergänzende Zeichnungen und Einblicke in den Entstehungsprozess. –> Bestell mich!
Unterstützt Erik gerne durch einen Kauf und auch auf seinen Social Media Kanälen!
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