Lohnen sich günstige Kunstmaterialien?

Kunstmaterialien – ein Dschungel voller endloser Möglichkeiten. Insbesondere Anfänger fragen sich, ob es nötig ist, in teurere Materialien zu investieren und woran sie eine gute Qualität erkennen. Doch auch Künstler, die von einem auf das andere Medium umsteigen, überlegen, ob es zum Ausprobieren direkt das Premiumprodukt sein muss. In diesem Beitrag versuche ich ein bisschen Licht in das Dunkel zu bringen und zu beurteilen, ob sich günstige Kunstmaterialien lohnen.

Meiner Erfahrung nach machen sich teurere Produkte von renommierten Herstellern fast immer bezahlt. Insbesondere auf lange Sicht sorgen gute Materialien dafür, dass deine Kunst auch nach Jahren noch hervorragend aussieht. Farben sind meist ergiebiger, besser pigmentiert und langlebiger. Dennoch verrate ich dir, wann günstige Materialien Sinn ergeben und zeige dir am Ende noch zwei ärgerliche Sachen, die mir mit günstigen Materialien passiert sind.

In diesem Artikel finden sich Links zu Produkten. Diese Werbung ist unbezahlt und unbeauftragt. Ich arbeite mit keinen der Hersteller oder Shops zusammen.

„Ich bin bloß Anfänger“

Die Kunst ist ein weites Feld und bei den vielen Materialien und Stilen kann es eine Weile dauern, bis du deine bevorzugte Richtung gefunden hast. Da kann es verlockend sein, erstmal günstige Produkte zu wählen und sich durchzuprobieren. Das habe ich damals genauso gemacht. Vielleicht hast du auch nicht viel Taschengeld oder möchtest sowieso niemals deine Bilder ausstellen. Auch dafür ist es ganz wunderbar, dass günstige Alternativen gibt.

Die Unterschiede im preisgünstigen Segmenten sind jedoch groß. Falls du partout mit einem Medium nicht den gewünschten Effekt erhältst, kann es auch tatsächlich am Material liegen und nicht an dir. Damit kann man natürlich nicht alles rechtfertigen ;). Ich habe mal günstige Kreiden im Euro-Laden gekauft und der Abrieb hat mich in den Wahnsinn getrieben. Einige Zeit später habe ich ein günstigeres Markenprodukt gekauft und schlagartig habe ich einen fleckenfreien Farbauftrag hinbekommen.

Pinseltipp
Wenn du sehr günstiges Material hast und glaubst das Medium sei nichts für dich, teste eine Akademie bzw. Schülerlinie einer Marke. Oftmals macht das einen Unterschied. Gefällt dir das Medium weiterhin nicht, verkaufe die Reste über eine Flohmarktplattform.

Eine Übersicht über Materialien für deinen Start in die Kunstwelt habe ich übrigens schonmal HIER zusammengefasst.

Und falls du noch ein paar weitere Tipps brauchst, schau gerne auch einmal bei der Grundlagen-Rubrik rein.

Worauf muss ich bei günstigen Kunstmaterialien achten bei…

Blei- und Farbstiften

Bleistifte braucht fast jeder. Wenn du nur grobe Vorzeichnungen machen willst, besorg einen Schwung günstige Bleistifte aus dem Euro-Laden. Sei dir nur bewusst, dass sie eher brechen werden und möglicherweise keinen so gleichmäßigen Farbauftrag haben.

Sobald du aufwändigere Zeichnungen mit  Schattierungen und vielen Schichten machst, würde ich zu einem Set mit mehreren Härtegraden (2H, H, HB, 2B, 4B) raten.

Wenn du einen Action in der Nähe hast, gibt es dort günstige Sets der Hausmarke. Die finde ich persönlich deutlich schwieriger zu spitzen und sie brechen deutlich häufiger. Wenn du 15-20 Euro erübrigen kannst, würde ich dir zu einem Set von Faber-Castell, Staedtler oder Tombow raten.

Bei Farbstiften kommt es auf den Farbauftrag an, oft muss man bei günstigen Produkten stark aufdrücken, das ist nicht wünschenswert. Bei leichtem Druck sollte schon ein gleichmäßiger Auftrag möglich sein. Das allerbeste Preis -Leistungsverhältnis habe ich bei den Buntstiften von Aldi in der Metalldose (36 Stück) erlebt.

Papier

Ich glaube, jeder von uns fängt an auf Kopierpapier zu zeichnen. Das ist auch völlig ok. Es gibt relativ günstige Zeichenblöcke und Skizzenbücher bei den Euro-Läden. Hier solltest du auf folgendes achten: Eine leichte Struktur ist hilfreich, da sie in der Regel eine bessere Schichtung und mehr Pigmentaufnahme ermöglicht. Das Papier sollte daher auch nicht zu dünn sein.

Aquarellpapier sollte ebenfalls nicht zu dünn sein. Das günstige neigt dazu, bei Nass-in-Nass Techniken zu reißen. Hier ist ausprobieren angesagt, da es hier auf deine Technik ankommt.

Ich nutze günstiges Papier, wenn ich Ideen ausprobieren will und insbesondere für Skizzen. Zum Aufwärmen versuche ich circa 10-20 Figuren in unterschiedlichen Posen zu zeichnen. Alles in 1-5 Minuten pro Pose. Die haben keinen Anspruch auf Schönheit und ich schneide mir dafür Stücke von der Ikea Mala Rolle ab. Die findest du in der Kinderabteilung.

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Pinseltipp
Für Auftragsarbeiten und Bilder, die ich verkaufen möchte, nutze ich Fine-Art Papiere, die möglichst nach der Iso-Norm 9706 zertifiziert sind. Diese Norm bestätigt die Alterungsbeständigkeit eines Papieres. Papiere mit dieser Zertifizierung vergilben nicht so leicht. Darüber hinaus gibt es auch Sprays, die dein Bild zusätzlich schützen, unter anderem auch vor UV-Strahlung. Dieses Protective Spray von Hahnemühle zum Beispiel.

Leinwände und Malpappen

Ich mache es kurz: Es gibt natürlich viele Argumente, die für die teureren Produkte sprechen, günstige Leinwände und Malpappen sind meistens wirklich völlig ok. Pass nur auf, dass das Holz des Keilrahmens nirgends gerissen ist. Mir ist es beim Spannen in den Ecken auch schon passiert, dass ich das Holz durch die Leinwand geschlagen habe. Das kann allerdings auch an meiner Grobmotorik liegen.

Farben (Acryl-, Aquarell- und Ölfarben)

Der qualitative Unterschied bei Farben ist der absolute Wahnsinn. Es gib Acryl- und Ölfarbensets für unter einem Euro. Meine persönliche Erfahrung ist, dass Acrylfarben zwar schlecht pigmentiert und oft schwieriger zu handhaben sind, im unteren Preissegment aber durchaus nutzbar.

Von so billigen Ölfarben würde ich komplett die Finger lassen. Ich habe schon einige Sets probiert und zeige dir unten auch die Erfahrung, die ich gemacht habe. Wenn du mit Ölfarben anfangen willst, würde ich lieber etwas auf ein vernünftiges Set hinsparen.

Bei Aquarellfarben ist oft das Problem, dass es sich eher um Deckfarben handelt. Die Farbtöpfchen sind dann oft auch mit einer kreideartigen Schicht überzogen. Sie lassen sich schlecht mischen und verlieren schnell ihre Brillianz – wenn sie je eine hatten.

Pinsel

Sehr günstige Pinsel verlieren in der Regel schneller die Form und die Haare. Dennoch habe ich hier schon von erstaunlich guten Produkten bis zu richtigem Schrott alles gefunden. Ich würde die Investition auch ein wenig von dem Medium abhängig machen.

Für Aquarellmalerei sind Pinsel, die das Wasser gut halten zum Beispiel immens wichtig. Dies findet sich im günstigen Segment eher selten. Bei Acryl- und Öl habe ich deutlich länger auf ein Upgrade verzichtet, da ich zu gut zurechtkam.

Es ist schwierig gute günstige Pinsel zu erkennen. Sehen sie beispielsweise besonders kindgerecht oder verspielt aus, sind sie eher nicht für dein Vorhaben geeignet.

Sieh dir auch an, ob die Haare den Druckpunkt haben könnten, nach dem du suchst. Leider ist das eine Sache, die man mit mehr Erfahrung lernt. Ich vergleiche die Haare mit Pinseln, die ich schon kenne und meistens liege ich dann ungefähr richtig.

Da bei Pinseln auch jeder seine individuelle Vorliebe hat, ist das schwer zu pauschalisieren.

Wenn die Produkte jedoch schon in der Verpackung abgespreizte Haare aufweisen, würde ich auf einen Kauf verzichten.

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Die goldene Mitte: Studien- /Akademie Linien

Bisher habe ich vor allem über die ganz günstigen Produkte aus den Discountern und Euro-Läden gesprochen. Da gehen die Qualitäten weit auseinander und oft ist ein Test das einzige, was eine Gewissheit verschafft.

Das kann dazu führen, dass man Produkte nicht mehr nutzt und entsorgen oder weitergeben muss. Das ist dann ärgerlich. Doch zwischen super-günstig und hochpreisiger Künstlerqualität liegt noch etwas. Die Studien-Qualitäten und Anbieter im Mittelpreissegment.

Meiner Ansicht nach, ist das die beste Option für Einsteiger, sofern finanziell möglich. Ein Beispiel von der Firma Schmincke: Bei den Norma Ölfarben (Künstlerqualität) kostet eine Tube Titanweiß mit 35 ml circa 7,50€. Bei den Schmincke Akademie Ölfarben kostet eine Tube Titanweiß circa 7,60 €, beinhaltet aber stolze 60 ml.

Das ist immer noch viel Geld, dennoch schwanken die Qualitäten nicht so stark und du erhältst immer noch ein sehr solides Produkt, sodass du dich ganz auf deine Kunst und deinen Fortschritt konzentrieren kannst. Halte die Augen offen, oft bieten etablierte Marken eine Studienqualität an, nicht nur bei Farben.

Negativbeispiele die mit sehr günstigen Kunstmaterialien passiert ist:

Dieses Bild habe ich vor ein oder zwei Jahren auf Instagram gepostet. Ich hatte Ölfarben von einem Discounter aus dem Angebotssortiment gekauft. Der Preis betrug um die 10-15 €, soweit ich mich erinnere und das Set enthielt 24 Farben.

Guter Deal, dachte ich, da ich grade erst mit Ölfarben begonnen hatte und diese zum Üben nutzen wollte. Innerhalb kürzester Zeit verblassten die Pigmente.

Ob dies an Sonneneinstrahlung oder der Arbeit mit Terpentinersatz lag, weiß ich nicht.

Was ich weiß ist jedoch, dass mir das noch nicht mal bei den preisgünstigen Georgian Farben von Daler-Rowney passiert ist (36 ml Titanweiß, ca. 3,50).

Auch ein schönes Beispiel ist dieses Papier. Es ist von einem Zeichenblock aus dem Action. Ich zeichne gerne darauf und nutze es, wie man sieht, zu Übungszwecken.

Dieses Blatt lag unter einem Stapel anderer Dinge neben dem Fenster und war über circa 2 Monate der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Hier kann man herrlich sehen, wie schnell das Papier vergilbt ist.

Sollen wir nochmal über Alterungsbeständigkeit sprechen?

Günstige Kunstmaterialien - Pinsel verliert Haare
Günstige Kunstmaterialien- Pinsel nutzt sich einseitig ab

Und hier noch zwei Beispiele für günstige Pinsel.

Der obere Borstenpinsel ist aus einem günstigen Set eines Versandhandels und ich bin grundsätzlich zufrieden damit. Aber hier sieht man eben, wie sich während des Malens die Haare lösen können. Es ist sehr ärgerlich, wenn man diese dann von seinem Bild aufsammeln muss.

Auf dem zweiten Bild sehr ihr einen Pinsel, den ich von Sostrene Grene mitgenommen habe. Er ist nicht ausdrücklich für Ölmalerei ausgewiesen, aber ich mag ihn so sehr, dass ich mir das nächste Mal wieder einen mitnehmen werde. Dennoch sieht man sehr gut, wie sich die Form abgenutzt hat. Das ging bei der Arbeit auf Leinwand auch sehr flott.

Fazit

Gerade im sehr günstigen Bereich gibt es immense Unterschiede. Man kann Glück haben und ein Schnäppchen machen, die Gefahr Geld in den Sand gesetzt zu haben ist jedoch gegeben. Hier greift das Sprichwort: Wer billig kauft, kauft zweimal. Dennoch gibt es immer auch Gründe und Situationen, in denen es sinnhaft ist, zu günstigen Alternativen zu greifen.

  • Wenn du übst und Angst hast teures Material zu verschwenden – Mich hat das immer extrem blockiert
  • Wenn du erstmal testen willst, ob das Hobby etwas für dich ist (siehe Pinseltipp weiter oben, wenn du dich mit dem Material herumärgerst, erstmal eine andere Marke ausprobieren)
  • Wenn du wenig Geld hast
  • Wenn du wenig Anforderungen an das Material hast, weil du zum Beispiel 100 Bewegungsskizzen machen willst.
  • Wenn du deine Kunst nicht verkaufen, verschenken oder aufhängen willst, bzw. wenn sie keine Jahrzehnte farbecht bleiben muss

Sofern es dir möglich ist, empfehle ich mindestens die Akademie Qualitäten von bekannten Markenherstellern. Wenn du Aufträge annimmst, rate ich dir immer auf Künstlerqualität achten, um eine möglichst lange Lebensdauer zu gewährleisten.

Eine Bemerkung zum Schluss: Das Material kann sehr viel ausmachen. Es wird einen Punkt geben, an denen Feinheiten das Endergebnis maßgeblich beeinflussen werden.

Das wird nicht am Anfang der Fall sein. Wenn du die Möglichkeit hast, schränke dich nicht mit Billigprodukten ein, besorge dir Material im mittleren Preissegment und vergleiche gerne untereinander. Die Grundlagen bleiben jedoch immer gleich. Ein erfahrener Künstler kann auch mit Kugelschreiber und Kopierpapier was richtig Gutes auf die Beine stellen.

Wenn du grade mit dem Zeichnen anfängst und gerne einen Überblick hätte schau doch mal hier vorbei: Was brauche ich zum Zeichnen lernen mit kostenloser Einkaufsliste

Ich hoffe der Beitrag hat dir weitergeholfen, schreib mir gerne einen Kommentar oder schreib mir bei Instagram falls du noch weitere Fragen hast.

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Viele Grüße und fröhliches Üben!
Denise

1 Kommentar zu „Lohnen sich günstige Kunstmaterialien?“

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