Instagram- Dilemma für Künstler

Kunst will gesehen werden. Vor 38.000 Jahren genauso wie heute. Der Mensch möchte sich ausdrücken und egal wie sehr wir den Prozess lieben, wir zeigen die Werke tendenziell lieber, als sie in einer Schublade vergammeln zu lassen. Da nicht jeder die Bilder ausstellen kann, ist es doch super, dass wir Instagram bzw. Social Media haben. Oder?


Instagram Feed von Pinselpower zum Thema "Das Instagram Problem"
Der aktuelle Pinselpower Instagram Feed.

**Dieser Beitrag enthält keine bezahlte Werbung. Alle erwähnten oder eventuell sichtbaren Marken sind selbstgekauft. Dennoch handelt es sich dabei um unbezahlte Werbung.

Die Kunstwelt im Wandel

Kunst ist ein weiter Begriff und es gibt unterschiedliche Definitionen, was Kunst eigentlich ist. Unbestritten ist allerdings nicht, dass Social Media – in den letzten Jahren insbesondere Instagram- für jeden Kunstschaffenden/Illustrator/Fotografen etc. ein wichtiges Marketingtool geworden ist.

Doch auch für Hobbykünstler lohnt sich die Anlage eines Accounts. Die Kunstcommunity auf Instagram habe ich als extrem offen und nett kennengelernt. Es gibt sehr viele hilfsbereite Menschen die tolle Tipps weitergeben.

Was hätte mein 14-Jähriges ich doch bloß um diese Menge Tutorials, Tipps und Inspirationen gegeben. Glaubt es oder nicht, damals gab es auf Youtube Deutschland kaum Inhalte (Ja, so alt bin ich. Quasi antik).

Pinseltipp
Selbst wenn du nicht selbst posten möchtest, kann ein separater Account für Kunstthemen sinnvoll sein, da der Algorithmus dann die richtigen Vorschläge machen kann.
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Was ist denn dann nun das Problem mit Instagram?

Jeder der mit Social Media beginnt, hat generell die Möglichkeit eine große Reichweite aufzubauen. Instagram, ursprünglich als Netzwerk für Fotografen entwickelt, war perfekt für Künstler. Als Konsument schätzte ich die große Menge an hochwertigem Content der mich sehr oft, sehr inspiriert hat. Als Künstler, der seine Reichweite aufbauen möchte, um an potenzielle Käufer oder Auftragsgeber zu kommen, wurde es jedoch immer schwieriger aus der Masse herauszustechen.

Auch die Änderungen am Algorithmus bereiten Vielen graue Haare. Versteht mich  nicht falsch, ich glaube, ein Algorithmus war für Soziale Netzwerke irgendwann nötig, bedenkt man die schiere Masse der Nutzer und des Contents der sekündlich hochgeladen wird. Das muss grundsätzlich nichts Schlechtes sein, doch hier begann es für mich heikel zu werden.

Bei allen Beschwerden, die jetzt gleich folgen, müssen wir bedenken, dass Instagram ein kostenloses Netzwerk ist und natürlich vor allem Geld mit unseren Daten verdient. Wir nutzen es kostenlos und können deswegen natürlich nicht erwarten, dass uns Meta mit einem Mal alle super bekannt macht. Das ist vor allem sehr viel Arbeit. Dennoch wäre es super nett, wenn zumindest die Leute, die uns folgen, unsere Posts sehen könnten, aber selbst das ist in 2022 mit viel Aufwand verbunden.

1. Instagram Problem – Der Feed

Damit komme ich schon zum ersten Punkt, der mich vor allem als Nutzer stört. Ich liebe es zu sehen, was die Leute, denen ich folge, posten und like und kommentiere, wann immer ich Zeit habe. Selbst mit dem neuen „gefolgt“ Feed gehen mir einfach viele Posts durch die Lappen, wenn ich nicht regelmäßig reinschaue. Von dem normalen Feed brauchen wir gar nicht sprechen. Da die generelle Reichweite so schlecht ist, bewerben mehr Leute ihre Posts und diese werden dann in den Main Feed gespült. Das führt dazu, dass dieser Feed fast nur aus Werbung besteht.

Bilder für Instagram zu schießen kann ganz schön Aufwändig sein.

2. Instagram Problem – Regelmäßig posten

Bei Lifestyle-Influencern ist es klar, dass sie sich kontinuierlich mit den neusten Trends beschäftigen müssen und super viel Arbeit in die Aufnahmen im Feed stecken müssen. Wenn ich an einem Bild arbeite, braucht das gerne mal eine ganze Woche, wenn nicht sogar länger. Da ich nicht zig Arbeitsschritte posten will, bleibt mir nichts anderes übrig als weniger zu posten. Dennoch habe ich immer im Kopf, ob ich noch genug Futter für neue Posts habe. Kommt dann etwas Unvorhergesehenes, oder geheime Projekte dazu, kann das schonmal in Stress ausarten.

Davon abgesehen ist die Währung, mit der Instagram die Posts bei den Usern „bezahlt“, die Reichweite. Wenn diese nicht mehr vorhanden ist, muss man sich fragen, warum man überhaupt posten sollte.

3. Instagram Problem – Anpassung Arbeitsweise

Gerade für Künstler, die noch Vollzeit in einem anderen Job arbeiten oder studieren ist es schwierig regelmäßig zu malen. Da man aber den Eindruck gewinnt, jeden Tag ein neues Kunstwerk posten zu müssen, muss man sich etwas einfallen lassen. Ich habe bemerkt, dass ich angefangen habe, einzelne Teile von Bildern schon so vorzubereiten, dass ich zumindest einen ansehnlichen Arbeitsstand posten kann. Das widerspricht leider total meiner normalen Arbeitsweise, bei der das Bild für lange Zeit super chaotisch aussieht. Das hat dann zur Folge, dass spätere Anpassungen noch einmal mehr Arbeit machen.

Außerdem habe ich mir angefangen Studien und Skizzen auf deutlich kleineren Formaten zu malen „um wieder etwas posten zu können“. So richtig bewusst ist mir das erst in letzter Zeit geworden. Ein großes Bild braucht bei mir gerne mal ein paar Wochen und ich wehre mich dagegen permanent Posts zum selben Bild zu machen, da mich als Follower das nerven würde. Instagram sollte eigentlich als Online-Galerie fungieren und ich sollte nicht malen, um Instagram zufriedenzustellen. Dennoch tue ich es, damit ich weiterhin Menschen erreiche.

Des Pudels Kern
Wir sollten uns nicht unter Druck setzen lassen und unsere Kunst für uns sprechen lassen. Wir sollten Instagram als nette Ergänzung betrachten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan und um neue Leute zu erreichen sind Posts und Aktivität leider alternativlos.

4. Instagram Problem – Reels und Videos

Es gibt tausend Tipps, um Reels erfolgreicher zu machen. Mittlerweile habe ich ein schlechteres Engagement auf Reels als auf Bildposts. Was genau funktioniert, kann eigentlich aber keiner sagen. Kürzlich hat eine größere Seite ein Video einer Bekannten gerepostet. Sie hatte 735 Aufrufe und die große Seite erreichte über 300 Tsd. Personen. War es die Uhrzeit? Ist sie weniger relevant? Wer kann das schon sagen. Eins ist aber sicher: Meine Kreativität will ich in meine Kunst stecken und nicht in die Optimierung von Reels. Manch einer mag sagen, dass ich dann aber auch keine Ansprüche an Reichweite stellen darf. Weiß ich nich… wenigstens meinen eigenen Followern könnte man die Posts ja zeigen, oder?

Außerdem hat das ganze einen weiteren Nachteil, vor allem für die Follower: Wir recyclen Kunstwerke immer wieder. Erst die Skizze, dann der Fotopost, dann ein Reel, dann nochmal beim Aufbringen der Firnis, dann ein Bild mit Künstler. Aber wollen die Follower das tatsächlich?

5. Instagram Problem – Poste doch Skizzen

50 Prozent meiner Skizzen sind weit unter der Qualität, die meine eigentlichen Arbeiten haben. Das ist auch völlig in Ordnung so. Doch Mittelmaß performt auf Instagram nicht. Punkt. Die Skizzen, die ich poste, sind dann schon die Guten. Aber immerhin haben Christina (@vernart_) und ich den #shittyscribbletuesday bzw. #shitscribbletuesday ins Leben gerufen. Unter diesem Hashtag posten wir jeden Dienstag Skizzen, die unvollkommen sind, oder die wir unter normalen Umständen nicht posten würden. Du bist herzlich eingeladen, mitzumachen.

Skizzen sind toll um zwanglos zu üben. In der Regel ohne Anspruch auf Richtigkeit. Falls du dich ein bisschen „Aufwärmen“ willst, dann klicke einmal hier.

Welche Schlüsse zieht Instagram?

Instagram spürt eine Abwanderung von Nutzern und es ist offensichtlich, dass diese zu Tiktok abwandern. Allerdings zieht Instagram für mich da die falschen Schlüsse:

  1. Die Leute mögen Tiktok lieber (dass Instagram sie selbst dahinschiebt ist unerheblich)
  2. Die Leute wollen vor allem Reels sehen (Insta, unterstützt halt lieber Reels, daher werden sie gedreht)

Ich würde mir wünschen Instagram würde nicht versuchen eine andere App zu sein, sondern würde sich auf die Kernkompetenz beschränken. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dazu noch viel Hoffnung besteht. In den USA werden bereits Abomodelle für Accounts getestet (ähnlich wie Patreon). Sollte das passieren, wird es sicherlich noch schwieriger Menschen zu erreichen, da diese Accounts sicherlich bevorzugt werden.

Fazit?

Künstler wollen den größten Teil ihrer Kreativität in ihre Kunst, beziehungsweise ihre eigenen Projekte einbringen. Reels  können Spaß machen und man gewöhnt sich daran, immer mal wieder Teile oder den gesamten Prozess zu filmen. Wir können als nicht zahlende Nutzer eines Netzwerkes nicht erwarten, dass uns die Plattform direkt berühmt macht. Aber die Möglichkeit Leute zu erreichen und sich zu vernetzen ist der Hauptdaseinszweck. Ohne diese Möglichkeit, beginnt das Netzwerk zu sterben.

Warum lösche ich nicht einfach meinen Account? Ganz einfach, ich habe so viel tolle Leute kennengelernt. Die Kunst Community ist wirklich ganz fantastisch und die Möglichkeit sich hier zu connecten ist toll. Da hat Instagram Tiktok wirklich etwas voraus und ich freue mich über jeden einzelnen Follower, der mich auf meiner Reise begleitet.

Ich habe keine Lust mehr, meine Arbeitsweise an einen Algorithmus anzupassen. Ich lerne so wie ich es brauche und wenn dabei etwas herauskommt, was ich euch zeigen will, dann mach ich das. Ich versuche mich von dem unbewussten Druck zu lösen. Den Account löschen werde ich aufgrund der vielen tollen Menschen, die ich dort kennengelernt habe aber nicht.

Was sagt ihr zu dem ganzen Thema? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.  Und… folg mir auf Insta 😀

Pinseltipp
Nebenbei ist Vero eine schöne Instagram Alternative, werbefrei und mit chronologischem Feed (auch in den Hashtags) noch wird es von nicht vielen genutzt, aber vielleicht ist das ja auch was für dich. Mich findest du dort unter „Pinselpower“

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Viele Grüße
Denise

4 Kommentare zu „Instagram- Dilemma für Künstler“

  1. Ich gebe dir da in so vielem Recht, liebe Denise.
    Es nervt mich, wenn jemand zu einem Bild 5 Posts macht.
    Accounts, die nur noch Reels posten, denen folge ich gar nicht. Das ist mir zu anstrengend. Es gibt sicher auch nützliche Reels, wo man Inspiration erhält.
    Ich nehme mir öfter mal die Zeit, und klicke Vorschläge und Werbung weg. Ich bilde mir ein, dass es dann wenigstens kurze Zeit besser ist…

  2. Ina (inas.farbentanz)

    Kurz und knapp zusammengefasst. Wenn man dann noch auf vielen kreativen Hochzeiten tanzt, dann weiß Instagram gar nicht mehr, wem es meine Beiträge zeigen soll…. meinen Followern, würde schon reichen…..

    Der Punkt mit dem großen Account ist leicht erklärt…. diese Accounts nutzen in der Mehrzahl Bots, um likes hochzuschrauben…..

    1. Hi Ina,
      danke für deinen Kommentar. Ja, ich glaube ehrlich gesagt auch nicht mehr an ein organisches Wachstum. Seit die Hashtags nichts mehr bringen, suche ich selbst auch nicht mehr nach anderen Accounts. Man ist Instagram komplett ausgeliefert. Jetzt kann man sich überlegen, ob man sich zur Content Maschine entwickelt, oder ob man sich versucht mehr Offline und auf anderen Wegen versucht zu netzwerken. Ärgerlich ist es in jedem Fall, denn Instagram war mal ein wirklich schöner Platz, wo ich gerne war und tolle Gespräche hatte.

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