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5 Dinge, die ich bei meiner ersten Kunstausstellung gelernt habe

Meine erste richtige Kunstausstellung mit Vernissage und Sekt und allem drum und dran. Das war aufregend! Eine fantastische Erfahrung, aber gleichzeitig eine ziemliche Herausforderung, bei der ich verdammt viel gelernt habe. Meine Learnings, worauf du bei deiner Ausstellung achten kannst und warum ich zwischendurch fast alles hingeschmissen hätte, erzähle ich dir in diesem Artikel.

Warum eine Kunstausstellung?

Kunst ist für den Künstler immer auch etwas sehr Privates. Man beschäftigt sich mit seinem Inneren und der eigenen Sicht auf die Welt. Dabei lässt man auch immer ein Stückchen Seele in den Werken.

Für mich war klar, dass ich irgendwann gerne Bilder ausstellen will und in den Kontakt mit anderen Künstlern und Kunstinteressierten kommen möchte. Auf einmal wirklich die eigene Kunst der Welt zu zeigen, ist trotzdem sehr beängstigend.

Bei der Vorbereitung geht es dann auch um viel mehr als die „bloße Malerei“. Hier also jetzt ein kleiner Einblick in die Vorbereitungen.

1. Thema und Titel festlegen

Ich glaube, ich habe unterschätzt, wie wichtig das übergeordnete Thema ist. Es stellt einen Zusammenhang zwischen den Bildern her. Auf der einen Seite fungiert es als Gedankenstütze für die Besucher, für den Künstler ist es der Startschuss kreativ damit auseinander zu setzen. Als das Thema feststand, konnte ich wirklich konkreter in die Planung gehen. Tatsächlich sind die Werke, die ich speziell auf die Ausstellung zugeschnitten habe, auch die, mit denen ich am zufriedensten bin. In meinem Fall habe ich mir die (wirklich riesige Ausstellungsfläche) mit Olaf Brinkmann geteilt. Die Ausstellung organisiert und den Kontakt hergestellt hatte die örtliche Kunstgesellschaft (WKG).

Thema

Wie kombiniert man bloß zarte Portraits mit der harten Wirklichkeit in Bangladesch? Wie passt eine Kohlezeichnung von Edgar Allan Poe zu den farbenfrohen Gewändern und chaotischen Straßen? Das verbindende Element ist ganz einfach: Wir sind alle Menschen. Jeden treibt etwas an, jeder hat Ziele, Wünsche und Träume. Aus dem Grund werde ich nicht müde Menschen darzustellen. Am liebsten wüsste ich gerne genau, welche Geschichte hinter welcher Falte steckt.

Wir entschieden uns also für den Titel „face to face – Spiegel der Gesichter“. Obwohl wir alle die gleiche Erde bevölkern, sind unsere Realitäten extrem unterschiedlich.

Das heißt im Klartext: Das Thema gibt die Richtung vor und sollte grob vorher stehen. Der genaue Titel kann dann auch später kommen. Wichtig ist, dass du dir Gedanken machst, was du aus dem Thema machst, um eine Linie zu finden.

2. Du musst wissen, wer du bist

Die Künstlerin Denise Blau vor ihrem Ölgemälde "Tribute". Das Bild wurde im Rahmen der Ausstellung "face-to-face" aufgenommen,

Das ist mir am schwersten gefallen. Denn in erster Linie male ich, was mir in den Sinn kommt. Dachte ich zumindest.

Es wurde mir empfohlen ein Künstlerstatement zu verfassen, um den Besuchern der Ausstellung ein bisschen Hintergrund zu mir und meiner Arbeit zu geben.

Dazu habe ich mir folgende Fragen gestellt:

  • Was treibt mich an?
  • Warum wähle ich die Motive?
  • Wo liegt mein Fokus
  • Welche Materialien nutze ich am liebsten?
  • Was für Ziele habe ich?
  • Nutze ich besondere Techniken?
  • Was oder wer beeinflusst mich?

Das Statement zu verfassen war sehr herausfordernd, aber auf diese Weise habe ich mich nochmal ganz neu mit mir und meiner Kunst auseinandergesetzt und mehr Klarheit.

3. Die Aufhängung, Passepartouts und Rahmen

Ölgemälde von Zitronen auf hellblauem Untergrund, gerahmt in einem hellen Holzrahmen mit einem knallgelbem Passepartout

Aufhängung: Erkundige dich im Vorfeld, wie die Aufhängung vor Ort vonstattengeht. In unserem Fall hatten wir Schnüre mit Haken an den Enden.

Das Bild kann leicht eingehakt werden. Das funktioniert allerdings nicht mit allen Bilderrahmen, der „Aufhänger“ auf der Rückseite muss groß genug sein.

Meine Keilrahmen habe ich auf der Rückseite mit einem Draht versehen. Dabei werden D-Ringe links und rechts in den Keilrahmen geschraubt und mit einem Draht verbunden. Dieser wird dann mit Crimp-Schlaufen befestigt. Dafür eignet sich zum Beispiel so ein Set.

Passepartouts: Bei Zeichnungen empfehle ich immer ein Passepartout, damit das trockene Medium nicht von innen am Rahmen klebt. Darüber hinaus wertet ein schönes Passepartout die Zeichnung optisch noch weiter auf.

Wenn du -wie ich- gerne außerhalb von DIN Maßen arbeitest, kommst du bei den Norm-Formaten schnell an deine Grenzen. Dann kannst du entweder selbst zu schneiden, was sehr aufwendig ist, oder du schaust bei einem Rahmen-Shop vorbei.

Wenn du die finanziellen Möglichkeiten hast, die Bilder professionell Rahmen zu lassen, ist das natürlich der Best-Case.

Tipp: Nimm keine sehr günstigen Rahmen. Diese haben wabbelige Kunststoffglas Scheiben und werfen Wellen. Bei mehreren Lichtquellen spiegelt das sehr viel und man kann im schlechtesten Falle dein Werk nicht mehr erkennen.

4. Werbung

Natürlich können nur Leute kommen, wenn sie von der Veranstaltung wissen. Daher heißt es ordentlich die Werbetrommel drehen.

Idealerweise hast du ein paar Adressen, in unserem Fall hat die Kunstgesellschaft über ihren E-Mail Verteiler und ihre Adressliste informiert. Das ist dein Zeichen, auch Kontakte zu knüpfen und ggf. einen Newsletter einzurichten.

Auch wenn die Printmedien totgesagt sind, lass ein paar Flyer und Einladungen drucken. Auf unserer Kunstausstellung habe ich viele ältere Leute getroffen, die durch Flyer und Plakate aufmerksam geworden sind. Diese kannst du gut im Ort der Ausstellung in Geschäften und an öffentlichen Orten aushängen. Natürlich nachdem du gefragt hast.

Auch nachdem die Vernissage rum war, habe ich meine Flyer noch genutzt, um mich im Nachgang bei Leuten bekannt zu machen und die Ausstellung zu bewerben.

Die gleichen Grafiken kannst du dann benutzen, um Beiträge für Social Media zu erstellen und Leute per WhatsApp einzuladen.

Und dann heißt es teilen, teilen, teilen. Und dann darfst du den Leuten gerne auch ein bisschen (ein bisschen) auf den Nerv gehen. Du hast ja schließlich nicht jeden Tag eine neue Ausstellung.

5. Laudatio, Musik, Sektempfang?

Erkundige dich, wer zur Vernissage ein paar einleitende Worte sagen kann. Der Umfang kann ganz unterschiedlich sein, von einer kurzen Begrüßung bis zu einem längeren Künstlergespräch. Sehr schön ist auch, wenn man die Ausstellung mit einer kleinen musikalischen Einlage ergänzt. Wir haben bei der örtlichen Musikschule einen Saxophonisten engagiert und er hat absolut geliefert. Vielleicht hast du aber auch jemandem im Bekanntenkreis, der Klavier oder Gitarre spielt.

Oft gibt es einen kleinen Sektempfang. In unserem Fall kümmerte sich die Location darum, woanders kann es aber auch sein, dass du dich selbst kümmern musst. Dafür brauchst du neben den Getränken noch Gläser und jemanden der sich um das Füllen der Gläser, das Abräumen etc. kümmert.

6. Pricing, Versicherung und Anteil

Wenn du ausstellst, musst du deine Bilder bepreisen. Selbst wenn du nicht beabsichtigst sie zu verkaufen, benötigt die Versicherung einen Wert für den Schadensfall.

Preise zu finden ist wirklich nicht einfach, viele orientieren sich allerdings an der Formal nach Künstlerfaktor. Auf dieser Seite kannst du dich dazu informieren.

Erkundige dich auch vorher, wie hoch der Anteil ist, den der Veranstalter im Falle eines Verkaufs abbekommt. Das solltest du mit einpreisen.

Dann erstellst du eine Preisliste in der übersichtlich alle Werke mit Titel, Material, Maßen und Preisen aufgeführt sind.

In unserem Fall waren die Bilder nummeriert, sodass die Preisliste auch ausgelegt wurde, um die Besucher mit durch die Ausstellung zu begleiten.

Bild von StockSnap auf Pixabay

7. Der Tag des Aufbaus

Nimm dir in erster Linie genug Zeit. Die Bilder anzuordnen, aufzuhängen und auszurichten dauert länger als du glaubst. Du möchtest schließlich jedes deiner Bilder im besten Licht zeigen. Oft macht die Anordnung, oder der Ort einen entscheidenden Unterschied. Um 54 Bilder anzuordnen haben wir ca. 8 Stunden benötigt.

Nicht immer kann man davon ausgehen, dass in der Location alle Werkzeuge vorhanden sind. Nützliche Utensilien, die du mitbringen solltest, sind:

  • Schere
  • Staubtücher
  • Glasreiniger und Küchenpapier
  • Zollstock und Wasserwaage und ggf. kleine Leiter
  • Preislisten und Visitenkarten zum Auslegen
  • Klebeband
  • Genug Füllmaterial, um deine Werke sicher zu transportieren
  • Wenn benötigt: Hammer und Nägel (am besten in verschiedenen Größen)
  • Nummern oder Schilder zum nummerieren bzw. auszeichnen der Bilder (erfrage hier auch im Vorfeld, wie das gewünscht ist)
Vielen Dank an Herrn Flashar für das tolle Künstlergespräch

Nutze die Zeit während der Eröffnung, um mit so vielen Leuten wie möglich zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. Die Chance sie bei anderen Ausstellungen wiederzusehen ist hoch. Darüber hinaus könnten sie mit der Zeit mit dir warm werden und in Zukunft etwas von dir kaufen.

Und am allermeisten: Genieße die Veranstaltung: In so einer Kunstausstellung steckt so viel Arbeit, da hast du dir Lob und Anerkennung verdient.

8. Warum hab ich fast alles hingeschmissen?

Vielleicht hast du schonmal etwas vom „Imposter Syndrom“ gehört und ich kann sagen: Das ist real. Ich habe hart mit mir gerungen. Alle möglichen Selbstzweifel sind mir durch den Kopf gegangen. Allen voran die Angst, dass die Besucher meine Kunst nicht mögen könnten, dass mein Stil zu inkonsistent ist, oder, oder, oder.

Insgesamt war das alles unbegründet. Wenn jemandem meine Arbeiten nicht gefallen haben, hat es mir keiner ins Gesicht gesagt und dafür bin ich sehr dankbar.

Ich hätte nur nicht erwartet, dass ich zwischenzeitlich so eine Krise hatte, dass ich nicht wusste, wie ich die Bilder rechtzeitig fertig bekommen sollte. Unter Druck malen, war dann nochmal eine ganz andere Erfahrung.

Mein großes Learning: manchmal nicht so sehr auf sich selbst hören. Durchatmen und weiter durchbeißen. Bisherige Erfolge Revue passieren lassen und ganz besonders alte Zeichnungen anschauen. Da weiß man wieder, woher man kommt.

Pinseltipp
Das Impostersyndrom, beschreibt, wenn sich Menschen trotz offensichtlicher Qualifikationen und Erfolge als Betrüger empfinden. Es geht mit einem Gefühl des: „Eigentlich bin ich nicht gut genug“ einher.

Fazit:

Natürlich war das meine erste große Ausstellung, aber so ist die Erinnerung noch frisch und vielleicht kann ich dem ein oder anderen bei seiner Vorbereitung helfen.

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, freue ich, wenn du mir auf Social Media folgst, oder noch etwas herumstöberst (Hier z.B. bei den Beiträgen).

Viele Grüße
Deine Denise

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